Believe in Dreams

Erich (Dienstag 14:56)

Erich machte einen entsetzen Gesichtsausdruck.

"Was ich hier will?!", fragte er schockiert. "Einen Vortrag über Quantenphysik halten - oder bei dieser Band mitmachen. Kann mich nicht mehr genau erinnern, was es nun war..."

Anna (Dienstag, 16:03)

Gut gelaunt lag Anna auf ihrem Bett und sah sich die Bilder an, die sie gestern gemacht hatte. Eigenlob tat ja bekanntlich selten gut, doch von einigen der Photographien war sie dennoch hellauf begeistert. Die neue Kamera, die die Drillinge ihr zum Geburtstag geschenkt hatten machte wirklich Wahnsinnsaufnahmen. Damit wurden alles gleich doppelt so gut.
Anna wollte lieber garnicht wissen, wie viel das Teil gekostet hatte.
Als sie endlich alles durchgesehen hatte, gähnte sie herzhaft und rollte sich aus dem Bett. Jetzt hatte sie erstmal Lust auf Pudding. Doch ein Blick in den Kühlschrank teilte ihr mit, dass sie keinen mehr hatten.
Seufzend schlug sie die Tür wieder zu. Puddingpulver war auch nicht mehr da. Das hatte sie vorgestern selbst leer gemacht. Tja, dann eben nicht.
Vor sich her summend hüpfte sie die Stufen in den Keller herunter und verzog sich in ihren Übungsraum, wo sie sich ans Schlagzeug setzte, um zu üben.
Dabei ließ sie ganz außer Acht, dass ihr Vater eigentlich hatte schlafen wollen.

Chris (Dienstag 14:56)

Chris verkniff sich einen weiteren bissigen Kommentar an Erich, da sich der andere Junge, den sie noch immer nicht beim Namen kannte, ja auch noch im Raum befand. Und an seinem Gesichtsausdruck konnte sie sich denken, dass er ihre unfreundliche Begrüßung an Erich nicht gut fand.
So atmete sie einmal durch, ehe sie sich nun an die beiden Jungs wandte. "Gut. Also, schön, dass ihr da seid. Ich habe gerade mit einem Lehrer gesprochen, der die Band betreuen würde. Der kann allerdings erst morgen Nachmittag. Von daher würde ich euch bitten, dann morgen ab drei nochmal vorbei zu kommen, wenn das okay ist."
Die beiden stimmten dem zu, sie verabschiedeten sich und Chris blieb wieder allein im Zimmer zurück.
Schließlich packte sie ihre Sachen zusammen, verschloss die Tür hinter sich und machte sich auf den Weg nach hause.


Mittwoch

Der Tag begann angenehm und sollte auch noch warm und sonnig werden. Um kurz vor Acht strömten die Schüler zahlreich auf das Schulgelände.
Chris hatte in den ersten beiden Stunden gleich Deutsch Leistungskurs. Sie bezweifelte jedoch stark, dass Erich sie überhaupt wieder erkennen würde - sie gehörte ihrer Ansicht nach partout nicht in sein "Beuteschema".
Da noch ein paar Minuten bis zum Beginn der Stunde Zeit waren, räumte Chris schon einmal ihren Block, Schreibmäppchen und eine Flasche mit Apfelschorle auf den Tisch. Dazu holte sie noch das Buch heraus, in dem sie gerade las - Dantes Göttliche Komödie - und vertiefte sich in die zugegeben doch sehr schwierigen Zeilen.

Erich (Mittwoch - ein paar Minuten vor Deutsch Leistungskurs )

Guter Dinge schlenderte Erich in den Klassenraum.

Bin gespannt, was wir heute machen werden. Hoffentlich geht alles schnell vonstatten, damit wir bald loslegen können. Ob diese süße...

Er riss seine Augen weit auf vor Erstaunen, als er die junge Dame von gestern im Klassenraum antraf. Sie war in einem Buch - offenbar recht schwere Kost - versunken. Sofort ging er zu ihr.

"Was machst DU denn hier?!", fragte er grinsend. "Hat dich die Sehnsucht nach mir hierher getrieben?"

Chris

Chris warf nur einen kurzen Blick auf Erich und starrte dann weiter in ihr Buch.
"Träum weiter. Ich hab nur zufällig seit zwei Jahren diesen Deutschkurs mit dir zusammen..."
Sie las kurz den Absatz zuende und legte das Buch dann dennoch weg. Ein wenig neugierig, was Erich denn nun bei einer Band zu suchen hatte, war sie nun doch.
"Was für eine Position würde dir eigentlich bei der Band vorschweben?", fragte sie also und bemühte sich um einen nicht allzu genervten Tonfall.

Anna (Mittwoch, 9:06)

Gelangweilt kippelte Anna mit ihrem Stuhl hin und her. Eine Angewohnheit, die ihr nicht mal der ein oder andere Sturz abgewöhnen konnte.
Es war aber auch zu dumm, dass sie bei diesem herrlichen Wetter in der Schule hocken musste. Beim Gedanken daran, dass sie jetzt genauso gut draußen in der Sonne liegen könnte, bekam sie richtig schlechte Laune. Stattdessen musste sie hier eines der langweiligsten Themen überhaupt über sich ergehen lassen.
Religion.
Ihr kam schon allein bei dem Namen die Galle hoch. Ein sinnloseres Fach gab es wirklich nicht. Klar, Religion an sich war für den, der es mochte vielleicht nicht schlecht. Aber es als Schulfach zu haben war reinste Folter.
Immerhin hatte Anna heute einen Gedanken, der sie ein wenig aufmunterte. Nach der Schule wollte sie zum alten Proberaum gehen, und mal sehen, ob sie nicht vielleicht in die neue Schulband kam.
Ein durchaus sehr angenehmer Gedanke.

Erich

Erichs Kinnlade fiel herunter.

"Waaaaaas?!", fragte er entsetzt. "Äh... hast du deine Frisur geändert?"

Verdammt, wie peinlich!

Mit Erleichterung registrierte er, dass Chris diesen Ausrutscher anscheinend nicht so ernst nahm.

"Mein Position? Ist ganz einfach: Sänger! Meine instrumentalen Kenntnisse sind eh etwas bescheiden..."

Daniel

Na das hatte mir gerade noch gefehlt, dachte sich Daniel, als er morgens um kurz vor acht auf den Vertretungsplan sah. Er hatte seine erste Stunde als Vertretungslehrer an dieser Schule und dann auch noch direkt bei der 13. Klasse. Also würde er wohl nur Aufgaben austeilen müssen und die ganze Zeit nur zu schauen können, wobei ihm da ja wieder einfiel, dass diese Herrschaften ja schon älter waren und man davon ausgehen konnte, dass es ruhig genug war, sodass er einen Test vorbereiten konnte. So ein kleiner Rechtschreib- und Grammatiktest wäre für den Anfang gar nicht so schlecht. So konnte er den Stand der Klasse wenigstens mal sehen. Nur würde er sich damit nicht unbeliebt machen?
Er verwarf den Gedanken und ging zu seiner ersten Vertretungsstunde.

Um kurz nach acht war er dann bei dem Raum des Deutschkurses 13. Klasse. Als er reinkam sah er Chris, die das Bandprojekt auf den Plan gerufen hatte.
"Guten Morgen Klasse", rief er in den unruhigen Raum und die meisten Schüler wendeten ihre Aufmerksamkeit Daniel zu.
"Ich bin Herr Wagner und vertrete heute den Kollegen...", ihm fiel der Namen nicht mehr ein.
Er entschied sich keinen Namen zu sagen und holte die Aufgabenblätter hervor.
"Ich habe hier ein paar Aufgaben für euch, die ihr wohl schaffen solltet. Bittet arbeitet allein und nutzt diese Aufgabe als Übung für die Prüfungen. Ja sie liegen noch weit entfernt, aber glaubt mir, dass geht schneller als man denkt", damit verteilte Daniel die Zettel und setzte sich nach vorne ans Pult, packte seine Unterlagen aus und begann den Test vorzubereiten.

Chris (8.00 Uhr)

Erichs Bemerkung über ihre Frisur hatte sie geflissentlich ignoriert, doch seine Antwort auf ihre Frage ließ sie unvermittelt grinsen.
"Du und singen? Das glaub ich ja erst, wenn ich es höre.", warf sie ein, doch im selben Augenblick betrat der Lehrer den Klassenraum und ließ auf Chis' Gesicht nun einen verwunderten Ausdruck erscheinen. Es war nicht ihr Deutschlehrer, Herr Knot, sondern Herr Wagner, mit dem sie gestern noch über die Band gesprochen hatte.
"Vertretungsstunde", murmelte ihr Sitznachbar, der offenbar ihre Verwirrung bemerkt hatte. Ja, Chris hatte es in der Tat versäumt, am Morgen auf den Vertretungsplan zu sehen.

Die Vertretungsstunde verlief recht simpel. Herr Wagner verteilte eine Textanalye - Kafka. Mit dem hatten sie gerade begonnen und Chris hatte eine Vorliebe für seine Texte, so machte sie sich gleich an die Arbeit. Sie brauchte auch wirklich die gesamte Doppelstunde, um ihre Analyse fertig zu bekommen.
Sie war eine der Letzten, die nach vorne gingen und die Zettel auf das Pult legten. Am Pult angekommen, grinste sie Herrn Wagner zu und verabschiedete sich mit einem "Denken sie dran, heute um drei im Bandraum."


Der Rest des Schultages verlief recht gewöhnlich. Nach ihrer letzten Stunde entschloss sich Chris, sich in die schuleigene Mensa zu setzen, eine Kleinigkeit zu essen und schon einmal mit einige Hausaufgaben anzufangen, um die Zeit bis um kurz vor drei totzuschlagen.

Anna (12:10Uhr)

Vor sich hin träumend, schlenderte Anna die Gänge der Schule entlang. Der Lehrer, den sie in der nächsten Stunde hatte, war dafür bekannt, dass er grundsätzlich zu spät kam. Daher sah sie nicht ein, dass sie sich beeilen sollte.
Plötzlich merkte sie, dass sie vor dem alten - und hoffentlich bald neuem - Proberaum angelangt war.
Drinnen herrschte Stille, was jedoch zu dieser Zeit nicht verwunderlich war.
Ohne darüber nachzudenken streckte Anna die Hand aus, und drückte die Türklinke herunter. Verwundert bemerkte sie, dass gar nicht abgeschlossen war, lies sich jedoch die Chance nicht entgehen. Schnell trat sie ein und verschloss die Tür hinter sich. Sofort fiel ihr das Schlagzeug ins Auge und sie trat näher, um es besser betrachten zu können.
Zufrieden lächelte sie. Es war eine gute Marke, die Schule hatte sich wirklich nicht lumpen lassen.
Aus ihrem Rucksack holte sie ihre Sticks heraus. Zwar lagen hier auch die Schuleigenen herum, doch spiele sie lieber mit ihren.
Langsam setzte sie sich an das Instrument, und begann zu spielen.

Chris (14.55 Uhr)

Chris war bereits vor einer Viertelstunde in den Probenraum gegangen. Dabei stellte sie fest, dass sie gestern wohl vergessen haben musste, abzuschließen - großartig.
Die ersten Minuten hatte sie damit verbracht, nachzusehen, ob noch alles da war, doch es fehlte nichts am teuren Equip, das die Schule eigens für die Band organisiert hatte. Nur... Hatte nicht der Hocker vom Schlagzeug gestern wo anders gestanden..?
Chris tat die Frage mit einem Schulterzucken ab - es war noch alles da, warum sich also den Kopf zerbrechen?

Die restliche Zeit ging sie etwas nervös im Raum herum, prüfte, ob die Elektronik der elektrischen Instrumente funktionierte, tippte mal hier auf dem Keyboard und zupfte dort mal eine Saite an. Alles wunderbar.
Schließlich packte sie ihre eigene Akustikgitarre aus und begann, ein wenig darauf herumzuzupfen - die Melodie von "Nothing Else Matters" erklang aus dem Raum, während sie wartete. Zumindest Herr Wagner sollte doch kommen, damit sie mit ihm weiter ihre Ideen diskutieren konnte.

Anna [15:01]

Nocheinmal sah Anna auf ihr Handy, um sicherzugehen, dass die Zeitstimmte. 15 Uhr. Sie war also nicht zu früh. Und zu spät würde sie wohl auch nicht kommen.
Laut hallten die Schritte ihrer Stiefel von den Wänden zurück und sie musste grinsen. Das war eine Sache, die sie liebte. Durch leere Korridore gehen, und dem wiederhallen von Schritten oder Stimmen lauschen. Am interessantesten war es, wenn man sich - bevor man die Person sah, die für diese Geräusche verantwortlich war - ausmalte, was das wohl für ein Typ war. Und sich dann überraschen zu lassen.
In der Regel lag sie zwar mit ihren Vermutungen falsch, aber das störte sie nicht weiter.
Noch tief in Gedanken versunken erreichte sie endlich den Proberaum. Sollte sie anklopfen? Gerade, als sie sich dafür entschieden hatte, hörte sie leise Gitarrenklänge durch die Tür dringen.
Langsam öffnete sie die Tür, und streckte den Kopf herein, um zu sehen, wer da spielte. Sie erblickte ein Mädchen, das wohl den höheren Jahrgängen angehörte. Vermutlich ein Dreizehner. Oder ein hängengebliebener Zwölfer. Oder so ähnlich.
"Hey, kann ich reinkommen?"

Daniel 15:14

Eilends machte sich Daniel auf dem Weg zum Proberaum. Leider hatte die Besprechung mit einem Kollegen etwas länger gedauert und so kam es, dass Daniel viel zu spät zur Probe eilte.
Völlig außer Atem stürzte er in den Proberaum, um dort Chris anzutreffen und ein weiteres Mädchen, dass er bisher noch nicht kennengelernt hat.
"Sorry, ich war noch in einer Besprechung, die etwas länger gedauert hat. Stör ich?", fragte er sich zurecht zupfend.
Er hätte nicht rennen sollen, schoss es ihm durch den Kopf.
Etwas schneller atmend ließ er sich auf einen nahe stehenden Stuhl sinken und beobachtete, dass weitere Vorgehen.

Chris (15.00 bis 15.15)

Als die Tür geöffnet wurde und ein Mädchen mit blauen Haaren den Kopf herein steckte, ließ sie die Gitarre sinken und lächelte sie freundlich an.
"Klar kannst du reinkommen. Ich bin Chris und will dieses Projekt leiten.", stellte sie sich vor.
Sie unterhielten sich ein wenig, bis auch um viertel nach Herr Wagner auftauchte.

Chris grinste ihn an, während er an sich herumzupfte. "Ach was, Sie stören überhaupt nicht. Ich hoffe nur, dass so langsam noch jemand auftaucht, ne Band mit zwei Leuten ist glaub ich schwierig zu machen.", verkündete sie leicht sarkastisch an die beiden anderen im Raum. Dennoch war sie bester Laune. Endlich ging es wieder los!
Erich erwartete sie sowieso erst gegen halb - frühestens...

Erich (15:29:59)

Erich hatte sich Mühe gegeben, so "früh" wie möglich aufzutauchen. Schließlich wollte er seine Ehre verteidigen.
Dieser Chris werd ich noch zeigen, wer hier singen kann...
Schwungvoll stieß er die Tür zum Proberaum auf. Dort hatte sich schon eine kleine Truppe versammelt.

"Hallo, allerseits!", begrüßte er sie grinsend. "Ist ja richtig voll hier!"